Wort des Pfarrers zum Sonntag

Grobirnfest: Gemeinsam feiern gehört zum Menschen

Tag für Tag hören wir von Opfern von Terror, Gewalt, Krieg, Naturkatastrophen. Können wir denn derzeit wirklich so ausgelassen feiern? Ich meine: Ja! Ganz unbedingt sogar. Denn es ist wichtig, dass wir zusammenkommen und erleben, wie viel wir gemeinsam haben, was uns alles verbindet. Das ist nicht das, was in den Schlagzeilen steht, was aber den Herzschlag unserer Gesellschaft ausmacht: Wir erleben uns doch als Menschen, und nicht als Gegner. Wir teilen unsere Freude, wir lachen miteinander. Wir kommen zusammen, egal wie alt wir sind, was wir beruflich machen, woher wir kommen. Dadurch ignorieren wir ja nicht all die Probleme und Sorgen in unserem Umfeld, in der Gesellschaft und in der Welt. Aber wir setzen dem etwas entgegen: Denn ein Fest unterbricht immer den Alltag, öffnet unseren Blick für das Gemeinsame und Schöne im Leben, schafft Dankbarkeit und manchmal sogar Hoffnung und Zuversicht. Das Fest ist immer eine Feier des Lebens.

Gemeinsam feiern gehört für mich zum Menschsein und zum Christsein dazu. Es ist so wichtig, all den Unheilspropheten etwas entgegenzusetzen, die unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt, unsere Demokratie, unseren Frieden über Nationen und Grenzen hinweg, letztlich kaputtmachen wollen. Sie wollen uns voneinander trennen, gegeneinander aufbringen und uns letztlich die Freude nehmen, miteinander das Leben zu feiern, denn daraus gehen wir immer gestärkt hervor. Gerade das gemeinsame Feiern zeigt uns: Das Stärkste, was wir haben, ist unsere Mitmenschlichkeit und die Anerkennung des Anderen. Und die zeigen wir in der Not und im Fest!“

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx beschreibt eindrücklich den Sinn von Festen und Feiern. Was wäre das Leben ohne sie? Feste begleiten gewissermaßen unseren Alltag. Feste repräsentieren in unserem Leben das, was nicht zweckgebunden ist. Sie sind das Besondere, das uns vom Alltag befreit. Festtagserfahrungen sind wohltuende Unterbrechungen des Tages- und Jahresablaufs, die unsere Sorgen und Lasten vergessen lassen. Feste sind das Besondere, die Ausnahme. Sie nehmen uns heraus aus dem alltäglichen Trott. Sie erheben uns über die Niederungen des Gewohnten und Gewöhnlichen.

Der bekannte brasilianische Bischof Dom Helder Camara hat unsere Situation als Christen in das schöne Bildwort gebracht: „Wir sind noch nicht im himmlischen Hochzeitssaal, aber wir hören schon die Musik.“ Wir glauben, dass wir einem Fest entgegengehen. Jedes Fest kann uns den Horizont auf diese verheißungsvolle Zukunft hin öffnen, das Fest bei Gott, wo wir das Leben in Fülle für alle feiern.

So lade ich ganz herzlich zu unserem Grobirnfest rund um unsere Kirche ein, in dem auch wieder das Fest unseres Kindergartens integriert sind. So sind Jung und Alte willkommen, um gemeinsam das Leben zu feiern und Kraft zu tanken für den Alltag.

Heribert Kaufmann