Hoffnung teilen
Die Welt scheint aus den Fugen geraten zu sein: Naturkatastrophen, nicht enden wollende Kriege, Menschen auf der Flucht, Bedrohung der Demokratie. Die Menschen wirken zunehmend erschöpft und sehnen sich nach den „guten, alten Zeiten“ zurück, die verlorene Ruhe und Geborgenheit versprechen. Angst und Zukunftssorgen haben sich wie Mehltau über weite Teile des Landes gelegt. Geht da noch etwas? Papst Franziskus sagt ja. Deshalb hat er das Heilige Jahr 2025 unter das Motto „Pilger der Hoffnung“ gestellt. Damit verbindet der Papst den Wunsch, es möge dazu beitragen, „ein Klima der Hoffnung und des Vertrauens wiederherzustellen, als Zeichen eines neuen Aufbruchs, dessen Dringlichkeit wir alle spüren.“
Und ja wirklich, Hoffnung können wir alle gut brauchen angesichts der unruhigen Welt, die wir tagtäglich erleben. So viele Kriege, Krisen und Konflikte, da ist es schwer zu hoffen. Und doch erleben wir, wie Hoffnung gerade in Bedrängnis Kräfte freisetzt. „Kirche ist eine Hoffnungsgemeinschaft“, heißt es in den Beschlüssen der Würzburger Synode vor 50 Jahren. Also, lassen wir uns im Heiligen Jahr wieder neu in Erinnerung rufen, dass wir gemeinsam unterwegs sind und dass wir die Verheißung der Hoffnung haben, die ein Licht ist im Dunkel der Welt.
In dem Bestseller „Geduld mit Gott“ von Tomas Halik heißt es: „Geduld mit anderen ist Liebe, Geduld mit sich selbst ist Hoffnung, Geduld mit Gott ist Glaube.“ Hoffnung als Geduld mit sich selbst ist eine Haltung, die wir für unsere Zeit neu lernen müssen und die etwas ganz anderes ist als ein oberflächliches Reden von Optimismus. Sie hilft in schwierigen Zeiten darauf zu vertrauen, dass unser Leben einen Sinn hat, den Gott uns nach und nach offenbart – so Halik. Geduld ist dabei ein aktive Haltung des Aushaltens und Wartens. Dabei wird der tschechische Priester nicht müde zu betonen, dass die Momente der Ungewissheit nicht sinnlos sind, sondern auch als Zeit des Reifens gesehen werden können.
Eine Zeit des Wachsens im Glauben und des Reifens auf Ostern, das Fest der großen Hoffnung hin, sind die 40 Tage der Vorbereitung, der Besinnung und der Neuausrichtung. Die Fastenzeit lädt uns ein, uns neu Schritt für Schritt, Sonntag für Sonntag an die österliche Hoffnung heranzutasten. „Die Auferstehung eröffnet uns die größere Hoffnung, denn sie öffnet unser Leben und das Leben der Welt auf die ewige Zukunft Gottes hin, auf die vollkommene Glückseligkeit, auf die Gewissheit, dass das Böse und der Tod überwunden werden können. Und das führt dazu, die täglichen Wirklichkeiten mit mehr Vertrauen zu leben, ihnen mit Mut und Einsatz zu begegnen. Die Auferstehung Christi erleuchtet diese täglichen Wirklichkeiten mit einem neuen Licht. Die Auferstehung Christi ist unsere Kraft.“
Gemäß den Worten von Papst Franziskus wollen wir in diesen Wochen vor Ostern unsere Hoffnung miteinander teilen, einander mitteilen, was uns Hoffnung gibt. Ganz nach der Aufforderung des Apostels Petrus: „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt“ (1 Petr 3, 15). Gerne will ich mit vielen aus unseren Gemeinden Kleinostheim, Mainaschaff und Stockstadt meine Hoffnung teilen, die mich trägt. In der Wort-Gottes-Feier am Samstagabend in Mainaschaff. Hoffentlich nehmen viele die Einladung zur Mitfeier und zum Mithoffen an.
Heribert Kaufmann