Kilian und seine Gefährten: Mutige Pilger der Hoffnung
Schritte ins Ungewisse wagen – Vertrautes hinter sich lassen – Zu neuen Ufern aufbrechen. Was wie Motivationssprüche klingt, ist genau das, was der Heilige Kilian gewagt hat. Er, der Frankenapostel, der laut der Legende mit Kolonat und Totnan von Irland nach Germanien gekommen ist, um hier den christlichen Glauben zu verbreiten. An diesem Sonntag feiern wir mit unserer ganzen Diözese Würzburg die Glaubensboten aus dem 7. Jahrhundert.
Wo genau es sie in Germanien hinverschlägt und wie sie dort aufgenommen werden würden, das wussten die drei Gefährten damals bei ihrem Aufbruch wohl nicht. Aber ihre Motivation und der Wille, die Frohe Botschaft weiter zu tragen und weiter zu sagen, war so groß, dass sie aufgebrochen sind – als Pilger der Hoffnung. Und sie waren erfolgreich. Bis heute gedenken wir ihrer und blicken in unserem Bistum auf eine lange christliche Tradition zurück.
Unser Weihbischof Paul Reder benennt in einer Predigt hierzu zwei bedenkenswerte Punkte von damals für heute: „Ein erster Punkt, der es wert ist, betont zu werden, weil er für unserer Nachfolge Relevanz hat: Wer seinen Glauben authentisch und entschieden lebt, hat mit Widerstand zu rechnen. Das hat auch Kilian mit seinen Gefährten erfahren. Sein Glaubenszeugnis, für das wir ihn ehren, hat ja damit zu tun, dass er offensichtlich auch in seiner Zeit als Gefährdung für geltende Machtstrukturen angesehen wurde. Dass er uns deine Gefährten kurzerhand aus der Welt geschafft wurden, belegt, dass es ihm und seiner Botschaft gegenüber offenkundig keine Toleranz gab. In diesem Sinn steht sein Leben radikal in der Jesusnachfolge.
Das führt zu einem zweiten Punkt: Unser Glauben und unser Glaubenszeugnis lebt nicht von der Akzeptanz aller. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Mission der Frankenapostel in den Augen der Zeitgenossen wohl unter keinem günstigen Stern stand. Mit Kilian und seinen Gefährten ehren wir Opfer, die mundtot gemacht und aus der Welt geschafft wurden. Für uns kann das nur heißen, dass nichts in den Augen Gottes wertlos und verloren ist, was wir durch unser Leben an Zeugnis für den Glauben in die Welt bringen. Das betrifft den Mut, den es mitunter braucht, als Christin und als Christ Stellung zu beziehen. Das betrifft das Belächelt-Werden, wenn wir uns in den Gemeinden und Verbänden engagieren oder die Gottesdienstkultur und das Gebet pflegen. Auch durch unser Bekennen und unseren gemeinsamen Glauben wirkt Gott in der Welt. Haben wir keine Angst, uns zu Jesus zu bekennen. Haben wir keine Sorge, dass wir nicht die Akzeptanz finden, die wir uns erhoffen. Werden wir nicht mutlos, wenn wir spüren, dass durch unsere christliche Lebensweise auch bestehende Machtverhältnisse, Moden und Meinungen irritiert werden und entsprechend reagieren.
Der heilige Kilian und seine Gefährten führen uns in die Wahrheit, dass Wachstum und Förderung des Glaubens nur in sehr bedingter Weise nach den weltlichen Maßstäben von Erfolg und Wirksamkeit gemessen werden können. Es gilt, einen alternativen Lebensstil einzuüben und sich nicht mit allem gemein zu machen. Darum braucht es für uns Christen eine kluge Unterscheidungsgabe und Wachsamkeit im Glauben.“
So bitten wir beim Gedenken unserer fränkischen Glaubensboten um den Mut und die Entschlossenheit der Frankenapostel und um das Vertrauen auf den Beistand Gottes.
Heribert Kaufmann